UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK SACHSEN-ANHALT  
          
   Stammbücher der Ungarischen Bibliothek  
          
 
   

Stammbücher

Alba Amicorum entstanden vorzugweise während der Reformationszeit. Sie generierten sich zum einen aus den kulturellen Strömungen der Renaissance, zum anderen gehen sie auf den Gebrauch von Gästebüchern, genealogischen Stammtafeln, Turnier- oder Geschlechterbüchern im spätmittelalterlichen Adelsmilieu zurück In den akademischen Stammbuchsitten des 16. und frühen 17. Jahrhundert fanden beide Traditionslinien Eingang.
Die Mode der Alba amicorum wurde von den Deutschen, Niederländern, Skandinaviern, Polen und Ungarn gepflegt. In ihrer Entstehungszeit waren die Alba Amicorum zumeist Autographensammlungen berühmter Reformatoren. Noch im 18. Jahrhundert waren Stammbücher eher eine Mode unter Protestanten als unter Katholiken. Bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hinein waren diese Stammbücher vor allem bei Studenten verbreitet. Die Albumhalter stammen bis um 1800 vorwiegend aus dem akademisch-universitären Milieu. Die Autographen der Professoren und andrer Personen, die eo ipso als Autoritäten angesehen wurden, dienten nicht nur der Erinnerungskultur sondern waren gewissermaßen Empfehlungsschreiben für die Studenten bei Wechsel der Universität. Diese Möglichkeit der Kontaktnahme bot Gelegenheit, potentielle Gönner und Protektoren kennenzulernen.
Stammbücher liegen in der Regel in Buchform vor, kommen aber auch als Loseblattsammlung in buchförmigen Kassetten vor.
Der Eintrag besteht in der Regel aus einem Textteil, der Dedikationsformel, dem Namen des Inskribenten, seine Fakultät und sein Herkunftsort sowie der Orts- und Datumsangabe.
Im 18. Jh. entwickelte sich für die Ausschmückung mit Grafiken, Zeichnungen etc. eine eigene Industrie. Im 19. Jh. lief der Stammbuch-Modetrend aus. Als Schlusspunkt der Entwicklung kann man die Poesiealben ansehen.
Stammbuch, Album bzw. Poesiealbum sind in gleicher Weise historische Dokumente. Kulturgüter, die die jeweiligen Zeitströmungen widerspiegeln und Schlüsse über Mentalität und Moralvorstellungen der Schreiber zulassen. Sie sollten deshalb, ungeachtet ihrer Wertigkeit, bewahrt werden.

Literatur